Laudatio, Kulturpreisverleihung, 2014

Wir sind Träger des Anerkennungspreises zum Kulturpreis 2013 der Stadt Königsbrunn.

Hier die äußerst lesenswerte Laudatio auf uns, verfasst und gehalten von Robert Sturm.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Jury, geschätzte Musiker von NoSpam,

bevor ich die eigentlichen Preisträger für den Anerkennungspreis zum Kulturpreis anpreise, möchte ich in einem Satz auf meine Huldigung eingehen: Es ehrt mich außerordentlich, dass ich die Laudatio auf NoSpam halten darf, danke dafür.

Danke auch an alle Verantwortlichen, die diese Band vor sechs Jahren unterstützt haben und seit dem begleiten. Eine Band, die immer wieder für Schlagzeilen sorgt.

Im Jahr 2007, nichts ahnend was das nächste Jahrzehnt bringen wird, musizierten Matthias Semmler und Jan Hembacher  gelegentlich zusammen auf ihren Gitarren und merkten schnell: Zu dritt ist man weniger zu zweit und machten sich auf die Suche nach einem weiteren Musiker. Ihr Gitarrenlehrer an der Musikschule Königsbrunn Thomas Meier, immer ein Händchen für Bandzusammenstellungen, vermittelte Moritz Brandl, der, zwar weniger Saiten am Instrument, dafür mehr Haare auf dem Kopf, als Bassist den nächsten Schritt in Richtung Band bedeutete.

Es stellte sich heraus, dass bei dieser Konstellation jemand fehlt, der den Takt angibt und so fand Matthias in seinem Klassenkameraden Felix Unterberg den richtigen Schlagzeuger.

Man begann Rockmusik zu covern und bald entstand auch das erste eigene Lied ‚No Advice‘. Das Repertoire wuchs und bereits nach einem halben Jahr wurden die vier Jugendlichen gefragt, ob sie auf der Gautsch (ein renommiertes Volksfest der Stadt Königsbrunn) sich selbst als Band präsentieren möchten. Vor diese Entscheidung gestellt bemerkte man, dass für eine ordentliche Band noch eine Gesangsstimme fehlte. Also kontaktierte man wieder Tom Meier, welcher zunächst den Vorschlag machte, dass der Gitarrist Matze singen könnte. Ein kurzer Versuch führte zu einem einstimmigen mehrstimmigen ‚Nein! ‘ - inklusive einer Enthaltung, vermutlich.

Dem nächsten Vorschlag, einen gewissen Jan anzurufen, kam der erste Sänger nach und telefonierte kurz darauf, ohne es zu wissen, mit seinem Lateinnachhilfelehrer Jan Michael König, der sich musikalisch eher im Reggea Genre wohl fühlte aber des Spaßes wegen für diesen einen Auftritt auch mal seine Rockstimme erkunden wollte und die Jungs unterstützte. Dem ersten Auftritt stand also nichts mehr im Weg und bereits während diesem kam auch der erste Erfolg.

NoSpam war geboren…

Apropos geboren: Wann hattet ihr eigentlich euren ersten Kontakt mit Musik und was hat euch sonst so beschäftig? … Ich will euch mal kurz helfen…

Jan hat die Musterlaufbahn gewählt: Musikalische Früherziehung im Kindesalter, Blockflöte, in der Grundschule dann Klavier, erste Sängeranfrage für den Tölzer Knabenchor, jedoch abgelehnt, weil zu wenig Reggea Repertoire. Neben der Musik begeisterter Judoka und stets interessiert an anderen Sprachen, was ihn heute auch zu seinem Lehramtsstudium nach München geführt hat.

Moritz ist … Bassist eben. Wenn er spielt, grandios, wenn er spricht, immer wieder auch mal unverständlich, oder aber er weiß mehr und wir sind noch nicht bereit dafür. Er begann in der Mittelstufe mit seinem Instrument, inspiriert von einem Mitschüler, der dann sein Basslehrer werden sollte - mit Erfolg! Wenn er heute nicht mit der Band unterwegs ist, studiert er in Würzburg Sonderpädagogik.

Ein weiteres Bandmitglied hatte sein erstes einschneidendes Erlebnis mit fünf Jahren. Begeistert von Rockmusik ließ er es sich nicht nehmen, mit einem Zauberstab, gefüllt mit Glitzerflüssigkeit, tatkräftig den Rhythmus mitzuschlagen, auf allem was da war. Nur leider brach beim übereifrigen Trommeln auf dem Sofa der Deckel dieses Stabes ab, was kurzerhand zu einer neuen Wohnzimmerdekoration führte. Sein kleiner Bruder kommentierte diesen Zwischenfall bei seiner Mutter, noch bevor diese es erfuhr, mit ‚Nicht schimpfen! Sieht doch toll aus! ‘. Kurz darauf fertigte der Vater für beide Gitarren aus Holz und Karton an, worauf Matze und sein Bruder dann zu ‚Guns’n’Roses‘ mitspielten.

Ähnlich lief es bei dem Musiker ab, der mit circa fünf Jahren bei den ‚Trommelkindern‘ mitwirkte und viele Rhythmen kennen lernte. In der dritten Klasse begann er dann zusammen mit Matthias Akustikgitarre zu lernen, machte sich seine Trommelerfahrung zunutze und ist heute der Rhythmusgitarrist der Band. Jan zog es vor, wenigstens zu Hause, beim Üben möglichst die klassische Haltung zu vermeiden und so fand seine Familie ihn nicht selten auf dem Boden liegend, kopfüber im Sessel sitzend oder in sonstigen unmöglichen Positionen beim Gitarre spielen vor. Beide studieren heute in Augsburg, BWL beziehungsweise Physik.

Der, der heute Schlagzeug spielt, kannte nie etwas anderes. Noch bevor Felix Unterberg eingeschult wurde hat er mit seinen drei Geschwistern des Öfteren Band gespielt und stets die Rolle des Schlagzeugers übernommen. Mit 10 Jahren bekam er schließlich seine erste Snaredrum und von da an nahm seine Drummerkarriere ihren Lauf. Ohne es zu wissen erfüllte er so auch einen nie ausgesprochenen Wunsch seiner Mutter, dass wenigstens eines ihrer Kinder Schlagzeuger würde. Neben seiner musikalischen Laufbahn bei NoSpam studiert er BWL in Augsburg.

Mit verantwortlich dafür, dass diese Band sich so entwickelt hat, ist der, der von Anfang an geformt, beraten und gecoacht hat. Als Gitarrenlehrer und selbst leidenschaftlicher Rockmusiker wirft Tom Meier stets ein Auge auf alle Schüler der Musikschule Königsbrunn und hat schon mehrmals bewiesen, dass er weiß, worauf es bei einer Newcomer-Band ankommt. In seinem Bandworkshop lernten die fünf Jugendlichen perfektes Zusammenspiel, Bühnenpräsens und setzen dieses versiert um. Unterstützt von Gary Kretzer, welcher als Produzent mit NoSpam zusammenarbeitet haben beide der Band den nötigen Input gegeben, der zu ereignisreichen sechs Jahren geführt hat.

Was als kleine Musikschulband begann, wie man in Königsbrunn die Newcomer anfänglich bezeichnete, wurde zu zahlreichen Auftritten, Wettbewerben und natürlich Auszeichnungen. Auch heute noch treffen sich die mittlerweile Erwachsenen trotz unterschiedlicher Studienorte jeden Sonntag für mindestens vier Stunden in der Musikschule Königsbrunn, in der sie mit voller Unterstützung von Robert Weiser, dem Musikschulleiter, einen Probenraum zur Verfügung gestellt bekommen und an ihren Songs arbeiten.

2009 standen NoSpam dann bereits in der Schwabenhalle in Augsburg im Rahmen einer Motorradmesse auf der Bühne. In Königsbrunn waren sie über die Jahre immer wieder bei unterschiedlichen Veranstaltungen zu hören und genossen stets die Aufmerksamkeit der Presse, damals noch mit Aussagen wie ‚Wohin die Reise geht, steht noch in den Sternen‘. Ebenfalls 2009 konnte im Dezember die erste CD ‚Move, Baby, Move‘ präsentiert werden. Schon damals legten NoSpam großen Wert auf einen eigenen Stil weshalb ihre Musik immer mit Einflüssen aus mindestens vier unterschiedlichen Genres umschrieben wurde. Auch der Inhalt der Texte wurde stets mit viel Tiefe und Aussage gestaltet, wobei der Frontman nicht selten auf Zitate großer Schriftstücke eingeht wie zum Beispiel Zeilen von Shakespeare oder gar Passagen aus der Bibel. Im gleichen Jahr nahm die Band das erste mal beim Augsburger Band-des-Jahres-Wettbewerb teil und stand unter anderem in Bobingen bei Rock im Block zusammen mit Uwe Kaa auf der Bühne.

Nachdem der Bekanntheitsgrad in Augsburg und Umgebung maximiert war machten sich die fünf Musiker 2010 auf nach  München, Lindau und sogar bis in die Schweiz. Zusätzlich konnten NoSpam den Sieg beim deutschlandweiten Rocktober-Wettbewerb des, bei Schülern beliebten ‚Haeffts‘, für sich verbuchen und gestalteten auch beide Anti-Rassismus-Tage im Gymnasium Königsbrunn mit. Mit einer weiteren Teilnahme am Emergenza-Bandcontest im Backstage in München, bei welchem Anfang des Jahres bereits das Halbfinale erreicht wurde, beendete man das Jahr nach knapp 20 Auftritten und einer erfolgreichen Bilanz.

2011 startete gleich mit dem zweiten Versuch Band-des-Jahres in Augsburg zu werden. Wiederholungsengagements in Lindau und bei Rock-im-Block in Bobingen sowie zwei weitere Antritte beim Emergenza-Bandcontest, welcher bis zum Bayernfinale bestritten wurde zeichneten dieses Jahr, welches mit einem Abschiedskonzert in Königsbrunn für eine Überraschung sorgte, aus. Moritz sowie die beiden Jans gaben bekannt, dass sie im Rahmen ihres Studiums ein Jahr im Ausland verbringen werden. Dass es danach mit NoSpam wie bisher weiter gehen werde, musste kurz nach dem Comeback revidiert werden.

Nach der Pause konnte man NoSpam sofort wieder mit vollem Einsatz zum dritten mal bei Rock im Block sowie in Lindau hören. Auch in Augsburg, Ulm und München erinnerten sie daran, dass NoSpam zurück und noch besser ist.

Ab sofort wird großer Wert auf ausschließlich deutsche Texte gelegt mit positivem und aussagekräftigem Inhalt. Um den Weg für 2013 einzuschlagen erreichten die Deutsch-Rap-Alternative-Rocker als einzige auswärtige Band den zweiten Platz beim Münchner Muc-King-Contest und gleich darauf holten sie sich den Titel ‚Augsburgs Newcomer 2013‘ im Spektrum Club. Sie traten auch beim ‚STAC-Festival‘ in Augsburg und ‚N&M Rockt‘ in Taufkirchen auf.   Mittlerweile nicht mehr aus Bobingen und Lindau wegzudenken erweiterten NoSpam das Revier und fuhren auf ein Jugendcamp nach Italien mit um dort 10 Tage lang für Stimmung zu sorgen. Auch München hat erneut Interesse gezeigt und selbst Nürnberg kennt seit letztem Jahr die Königsbrunner Band. Neben dem Beginn der Studioproduktion ihres ersten Albums, welches 2014 veröffentlicht werden soll, sorgte ein weiterer Höhepunkt für Furore: Bei einem Festival in Gauting sprach ein Tontechniker die Band an, welcher für ‚LaBrassBanda‘ noch eine Vorband suchte. Dies hatte zur Folge, dass NoSpam bei drei Konzerten im Cirkus Krone in München, der Donau-Arena Regensburg und der ratiopharm-Arena in Neu-Ulm vor fast 5000 Leuten auftraten.

Nach über 20 Auftritten 2013 lies die Band die Erfolgsserie nicht abreißen und startete das Jahr 2014 mit einem Radioauftritt, drei weiteren Engagements in München und schließlich im März, nach dem dritten Anlauf mit dem verdienten Sieg beim Band-des-Jahres-Finale in Augsburg. 

Betrachtet man die Auftrittshistorie von NoSpam, sieht man fast 90 Bestätigungen dafür, dass diese Band berechtigter Preisträger des Anerkennungspreises ist. Sie hat sich mehrfach um Auszeichnungen verdient gemacht und besticht heute erneut mit musikalischer Qualität, harmonischem Zusammenspiel, bestimmten Aussagen in ihren Liedern und zeigt dabei stets den Spaß an der Musik. NoSpam hat durch Fleiß und intensive Arbeit einen Namen erlangt, der weit über die Grenzen von Königsbrunn hinaus bekannt ist. Und auch wenn sich die fünf Musiker auf jeder Bühne zu Hause fühlen, kennt jeder einzelne seine Zugehörigkeit.

Ich möchte mit einem kurzen Zweizeiler schließen, der dieses konkret auf den Punkt bringt.

 

‚Das ist für diese Band, sie ist die geilste Band der Welt!

Das ist für diese Band, weil sie ‘ne Heimat hat – und das zählt.‘

 

Der Anerkennungspreis zum Kulturpreis der Stadt Königsbrunn 2014 geht an die Indietronicband -  NoSpam!